Tirol/Österreich
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Tiroler Lechtal
Ein Restart, der alles veränderte: Seit mittlerweile zehn Jahren lebt Ski- und Bergführer Hubertus Lindner im Tiroler Lechtal. Als einer von drei „Buam“ wuchs der heute 48-jährige auf einem Bauernhof in Niederösterreich auf, bevor es ihn für sein Studium nach Wien zog und er von dort die Karriereleiter weiter nach oben kletterte, als IT-Consultant, Projektleiter und schließlich Vorstandsmitglied einer Holding. Dann meldeten sich seine Instinkte – und der Einstieg in ein neues Leben begann.
www.lechtal.at
Foto (download): Yuta und Valluga sind zwei der acht Huskys, mit denen Hubertus Lindner geführte Touren durch die unberührte Natur des Tiroler Lechtals anbietet. © bergschule-lechtal.com
Interview mit Hubertus Lindner, Inhaber Bergschule Lechtal in Gramais/Tiroler Lechtal
Was hat Dich vor zehn Jahren dazu veranlasst, von Niederösterreich ins Lechtal zu ziehen?
Hubertus Lindner: Das war Instinkt, also definitiv keine auf rationalen Argumenten basierende Entscheidung. Rückblickend betrachtet hat mich die Liebe zu meiner eigenen Persönlichkeit dazu veranlasst, denn ich bewege mich am allerliebsten in der Natur und in den Bergen. Und die Liebe zu meiner Frau, die mich darin bestärkt hat, meinen Weg raus aus einer geldgetriebenen Welt und einem sitzenden beruflichen Umfeld zu gehen. Darüber hinaus war ich sofort vom Tiroler Lechtal verzaubert. Die Berge ringsum sind außergewöhnlich einsam – man trifft kaum jemanden. Genau das brauche ich. Wenig Menschen, aber viel Raum und Freiheit, um mich zu entfalten. Und um mich auf das zu fokussieren, was mir am allerwichtigsten ist: meine Familie.
Foto (download): Ski- und Bergführer Hubertus Lindner mit seinen Huskys im Tiroler Lechtal. © Luis Klimt
Wie entstand die Idee, das Basecamp Gramais zu errichten?
Als wir vor zehn Jahren die Wohnung in Gramais bezogen, haben wir auch ein Büro in der benachbarten Gemeinde Bach eingerichtet. Allerdings wussten meine Frau und ich, dass es dabei nicht bleiben wird. Unser Potenzial, beruflich wie privat, war damit einfach nicht ausgeschöpft. Vielmehr wollten wir etwas Besonderes aufbauen, das uns beide ausmacht: eine Bergschule mit eigener Unterkunft. Unsere Gäste sollten einen Ort spüren, wo die Uhren anders ticken. Entwicklung ist bekanntermaßen dann möglich, wenn man es einfach mal anders macht. Unser Basecamp in Gramais ist ein wesentlicher dieser Unterschiede. Die Begegnung mit Besuchern ist dort sehr persönlich und nah. Sie leben über längere Zeit da, wo wir unseren Alltag verrichten. Und wir starten in 90 Prozent der Fälle direkt vor der Haustür – ob zum Bergsteigen, Klettern, auf Skitour oder den Huskytrail.
Wieso habt Ihr Euch damals für Huskys entscheiden?
Das Thema Husky hat sich anders entwickelt. Es gab eine Idee, aber keinen Plan, Touren mit ihnen anzubieten. Meine Frau Claudia brachte Labrador-Hündin Paula mit in die Beziehung. Sie war über einige Jahre mit uns in den Bergen unterwegs und gab uns Sicherheit. Als Paula alt wurde, stellte ich mir die Frage, welche Rasse mir zukünftig als treuer Begleiter zur Seite stehen sollte. Claudia zögerte nicht lang und machte mir zum 40. Geburtstag ein wundervolles Geschenk: Wir verbrachten einen Tag und eine Nacht auf einer Husky-Farm, wo wir 26 dieser Tiere in Rudelhaltung erleben durften. Da war es um uns geschehen. Unser erster Siberian Husky war Rüde Valluga aus einer zuverlässigen Zucht in Deutschland. Dann kam Husky-Hündin Lilly dazu, die seine wichtige Partnerin wurde. Artgerechte Haltung war uns in dem Zusammenhang sehr wichtig. Und dann ging es dem Herzen nach weiter. Heute halten wir acht Huskys im Rudel.
Und warum Husky-Touren?
Vor sechs Jahren begann ich mit Lilly und Vallu auf Skitour zu gehen und sie im Rahmen meiner geführten Touren als Ski- und Bergführer auch dort einzubinden. So konnte ich schwächeren Teilnehmern eine entsprechende Unterstützung geben und mit der Gruppe insgesamt rechtzeitiger und damit sicherer ans Ziel kommen. Das funktionierte, und wie! Die Tiere leben von ihrem Instinkt. Sie ziehen, weil sie jagen. Und sie jagen, weil wir sie ins Territorium bringen – in Gespannen, an der Leine. Im Anschluss, nach getaner Arbeit, gibt es gutes Fressen. Dieser Kreislauf ist die Grundlage für all unsere Husky-Touren. Das Ganze hat sich am Ende zu einer hauptberuflichen Sache entwickelt, in die ich mittlerweile nahezu 100 Prozent meiner Energie investieren darf. Die Arbeit mit den Tieren ist sehr konträr zu der Welt, in der wir leben. Sie ist hart, nah an unseren Instinkten und erfordert viel Verantwortung. Aber ich bin heute überzeugt, dass mich nichts als dieses Leben so sehr jenem Menschen näher bringt, der ich als Kind war und jetzt bin. So bin ich aufgewachsen. Mit Tieren am Bergbauernhof.
Welche Touren und Aktivitäten – sowohl mit als auch ohne Huskys – bietest Du an?
Mit unseren Hunden bieten wir Touren für die ganze Familie an, genauso wie für Alpinisten und Extremsportler. Husky-Erlebnistage mit zwei- bis dreistündigen Ausflügen ins Territorium eignen sich am besten für Kinder. Skitouren und Eisklettern mit unseren Huskygespannen sind das andere Ende der Amplitude an Abenteuern mit unseren Vierbeinern. Die verschiedenen Angebote gibt’s unter www.bergschule-lechtal.com. Unsere Unterkunft kann unter www.basecamp-gramais.com gebucht werden.
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